Montag, August 28, 2006

Miami Vice


Ein lauter Beat läutet Michael Manns Miami Vice ein, und schon ist man mittem im Geschehen. Keine Credits, keine Exposition, kein unnötiger Fingerzeig zuviel. Und genauso schnörkellos geht es die gut 2 Stunden auch weiter.
Manns Remake "seiner" mitetablierten Serie hat auf den ersten Blick nicht viel gemein mit seiner beliebten Vorlage. Grellbunt wurde zu düsterdreckig, pinke Hemden zu schwarzen und weisse Ferraris zu dunkelgrauen. Und trotz zahlreicher gravierender Umschweife macht sich für den geneigten Fan sofort das gewohnte Miami Vice-Gefühl breit, das jede Episode durchtränkt hat: Melancholisch, zuweilen etwas verträumt, hart und ja, cool.

Der Plot reiht sich nahtlos in die mehr oder weniger bekannten Drogenkartellszenarien ein und ist daher etwas unspektakulär, was andersrum im Gegensatz zum wechselnden Dresscode von Crockett und Tubbs ein klarer Stilbruch zur Serie gewesen wäre. Ganz im Gegensatz dazu steht allerdings Manns gewohnt aufwändiger Inszenierungsstil. Verwöhnende Digitaloptik und Kameraarbeit mit traumhaften Bildern der Metropole gepaart mit einem außergewöhnlichen Gespür für Score und Soundtrack.

Colin Farrell und Jamie Foxx verkörpern die Neuzeit Crockett und Tubbs gewohnt lässig und auch wenn ihr Spiel relativ eingegrenzt ausgelegt ist, wirken die Charaktere nie flach gezeichnet, was wohl Manns Verdienst ist.
Besonders zu begrüßen ist der dargestellte Realismus im Film. Sei es der Härtegrad, Schusswechsel, LapTop-Benutzung, Autofahrten. So und nicht anders haben solche Dinge in erwachsenen Copthrillern auszusehen.

Miami Vice ist mit nichten ein zweiter Heat geworden, und ganz anders als gestrickt als ein Collateral, und doch fesselt er auf seine eigene Art und Weise. Fans der Serie werden ihn wohl trotz mangelnder Verbindungen zum Original lieben, und allen anderen sei geraten, keine vielschichtige Mileustudie zu erwarten, denn hey! Das ist Miami Vice! Smooth, that's how we do it.

Volver


Volver ist durch und durch ein Frauenfilm. Nicht der unerträgliche Hugh Grant-Schmonzetten Typ, sondern ein Film von Frauenliebhaber und Spaniens Regieaushängeschild Pedro Almodóvar über die Kraft der Frauen, über 3 Generationen verteilt.
Fast schon etwas beängstigend verbannt Almodóvar sämtliche maskulinen Züge aus seinem Film. Drei etwas größere Männerrollen sind auszumachen, wovon einer anfangs stirbt und die anderen beiden als farblose Marionetten, die lediglich den Frauen hinterhersteigen wollen, karikiert.

Mit Volver hat Almodóvar nicht nur den Frauen ein Denkmal gesetzt, sondern im ganz speziellen seinem persönlichen Liebling Penélope Cruz, die hier als Mutter das Bindeglied der alten und neuen Generation mimt und eine in allen Belangen gute Figur abgibt. Almodóvars Vergötterung spürt man in jeder Einstellung.
Er wechselt vergnüglich das Genre von der einfachen Komödie über den Krimi bis zum Drama...und wieder zurück und das Spiel mit den Toten und Totgesagten erzeugt zwar manchmal den Eindruck einer Art Pseudovielschichtigkeit, die Almodóvar jedoch glücklicherweise nicht bitterernst durchzieht sondern es im Gegensatz zum bierernsten "Hable Con Ella" ziemlich locker mit der Inszenierung und Atmosphäre nimmt.

Volver kann also trotz mangelnder männlicher Präsenz dennoch bedenkenlos von jedem geschaut werden, ob man die Frauen danach allerdings besser versteht, wie es Herr Almodóvar anscheinend tut, ist allerdings zu bezweifeln.

Festivalende

Ist zwar nun schon eine Weile her, doch wegen knapp 3-wöchiger Urlaubspause hier der Nachtrag zum Ende des Fantasy Filmfests.
Alles in allem bin ich vollends zufrieden! Keine Flop dabei sondern durchschnittlich bis sehr gute Beiträge. So kann es gerne nächstes Jahr weitergehen!

Als Abschluss gab es folgende zwei Filme zu bestaunen:


Brick















"Film Noir im High School Mileu" heisst es als Kurzzusammenfassung des Plots und in der Tat ist Brick eine wunderbare Mischung dieser eigentlich grundverschiedenen Parteien. Vom Antihelden bis zur Femme Fatale ist das gesamte Specktrum vorhanden, gewürzt mit etwas Teenagerkomik, die jedoch zu keiner Zeit ins klischeehaft Lächerliche abzudriften droht. Brick ist nämlich trotz dieser gelegentlichen Ausflüge sehr ernst, was nicht zuletzt an Hauptdarsteller Joseph Gorden-Levitts fantastischem Spiel liegt. Ein kleines Juwel nicht verpassen.


SPL: Sha Po Lang














Totgesagte leben wirklich länger. Mit SPL hat sich das Hong Kong Actionkino letztes Jahr eindrucksvoll zurückgemeldet. Bedeutungsschwangere Bilder und Dialoge, ein pathetischer Score, ein düsteres Finale und Superstar Donnie Yen prügelt einfach wieder alles kurz und klein, das hat man einfach vermisst.
SPL ist Hong Kong Martial Arts-Kino in Reinkultur, wer's mag, wird SPL lieben.

Montag, August 07, 2006

A Scanner Darkly


A Scanner Darkly basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick, der darin Teile seiner eigenen Drogenvergangenheit beschreibt, und wie sie ihn, seine Freunde und seine Umwelt zerstört hatte.
In naher Zukunft angesiedelt, beschreibt die Vorlage zu Indie-Regisseur Richard Linklaters Film, wie Staat und Mensch mit diesem Problem zu kämpfen haben, und von Wahnvorstellungen bis zum Verlust der Identität wird kein Drogensujet ausgelassen.

Auffällig ist zunächst der sehr gelungene Comicartige Look des Films, bei dem man nur hin und wieder das Zuhören vergisst, da man sich schnell in die gemalten Details der Umgebung verlieren kann. Diese Methodik dient dabei keinesfalls dem Selbstzweck, sondern ist ein stimmungsvolles Stilmittel um der verzerrten Wahrnehmung des Protagonisten (Keanu Reeves) Ausdruck zu verleihen. Zusammen mit der Musikuntermalung von Radiohead erzeugt Linklater hier eine sehr dichte Atmosphäre, die von Anfang bis Ende bestand hält.

Das sind alles sehr gute Ansätze, doch leider kommt der Film nicht drum herum den Zuschauer mit unzähligen, sinnfreien und schnell ermüdenden Diskussion zwischen Keanu Reeves Drogenbuddies (Robert Downey Jr., Woody Harrelson, Rory Cochrane) zu langweilen. Vor allem Downey Jr. brilliert hier als Junkie, doch passen solche Dialoge, zumindest in dieser hohen Anzahl, wohl eher zu "Fear and Loathing in Las Vegas" als zu einem derart heiklen Thema. Überhaupt entwickelt sich Linklaters Film nur sehr zäh, sodass bis gut 20 Minuten vor Schluss die Handlung in 2-3 Sätze zusammenfassbar gewesen wäre. Im Gegensatz dazu das Ende, dem 5 Minuten mehr vielleicht genügt hätten, auch den Nicht-Buchkenner nicht ganz so plötzlich etwas hilflos zurückzulassen.

Trotzdem ist A Scanner Darkly ein sehr ambitioniertes Projekt und spätestens wenn Philip K. Dick im Abspann die Liste seiner durch Drogen verstorbenen oder erkrankten Freunde präsentiert ist auch dem Teenie in der letzte Reihe klar: Don't do drugs!

Freitag, August 04, 2006

Fantasy Filmfest 2006


Vom 2. - 9. August findet dieses Jahr wieder einmal das Fantasy Film Fest in Köln satt. Anders als in den Jahren zuvor, habe ich es dieses Mal geschafft mir für eine paar Filme Karten zu sichern. Im einzelnen sind das: Final Fantasy VII: Advent Children, Storm, Adam's Apples, A Scanner Darkly, Sha Po Lang und Brick.
Gestern startete das Fest für mich persönlich mit den ersten 3 Filmen.


Final Fantasy VII: Advent Children












Der Film knüpft unmittelbar an die Geschehnisse aus dem äusserst beliebten Final Fantasy VII für die PlayStation an und nach einer kurzen Exposition wird der unwissende Zuschauer ins kalte Wasser geworfen. Da werden mit Namen und Schauplätzen um sich geworfen und ein um's andere Mal bleibt der Nicht-Fan ratlos kauernd im Sessel zurück.
Macht aber alles nichts, denn wenn man sich einmal mit dieser Tatsache abgefunden hat, lässt man sich einfach von den bombastischen Effekten und Actionsequenzen überrollen. Davon gibt es in FF nämlich einige und alle übertreffen sie sich gegenseitig in punkto Rasanz. Ein wahres ffektfeuerwerk und kein Vergleich zur Schlaftablette "The Spirits Within".

Der Fanboy wird sich wahrscheinlich wie ein kleines Kind freuen, all' die liebgewonnenen Charaktere aus dem Spiel auf der großen Leinwand, in so einer Pracht, wiedersehen zu dürfen, und sich ganz euphorisch auf die Suche nach Anspielungen im Hintergrund machen (fehlende Dramaturgie hin oder her) doch auch alle anderen können ihren Spaß an Advent Children haben. Die 101 Minuten Effektkino vergehen jedenfalls wie im Flug und machen Lust auf die Spiele.


Storm











Storm ist eine als Thriller mit Fantasyelemten getarnte Charakterstudie des schwedischen Regieduos Marlind/Stein. Die erste Stunde weiss man nicht so richtig was das ganze denn nun alles soll und guckt sich die durchgestylten Bilder an doch nach und nach löst sich der Schleier um den Mulholland Dr. Ideenklau. Trotzdem ist Storm sehr spannend erzählt, auch mit einem sehr ruhigen Mittelteil, mit starken Darstellern gespickt und bedient sich zwar relativ simpler Metaphorik, die ich jedoch zumindest in dieser Form noch nicht gesehen habe.
Das Regiegespann meint es zwar manchmal etwas zu gut mit Kameraeffekten,-filtern etc. und einige Punkte (Comic) des Drehbuchs hätte man schlicht streichen sollen, doch alles in allem ist Storm ein solides Stück schwedisches Genrekino, mit ein paar Makeln. Auf jeden Fall einen Blick wert.


Adam's Apples














Der neue Film von Dänemarks Alleskönner Anders Thomas Jensen ist so ziemlich das schwärzeste Stück Kino seit "Boyz n the hood". Nie lagen Trauer und Lachen so nah beieinander; man erwischt sich nicht nur einmal dabei, wie einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Mit gewohnt skurilen Charakteren besetzt, die ihren Job mit Bravour meistern, ist Adam's Apples ein gehöriger Seitenhieb auf die Kirche und die naive Blauäugigkeit ihrer Anhänger. Jensen versteht es dennoch, trotz seiner augenzwinkernden Kritik, die Kirche letztenendes ins rechte Licht zu rücken. Wie das aussieht muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, meinen Segen hat Jensen jedenfalls.
Dass diese schwarzehumorige Perle aus dem "Land der Mohammed-Karikaturen" stammt, setzt dem ganzen nurnoch die Krone auf. Anschauen!