Brokeback Mountain
Man man man, was hätte der Marlboro-Man wohl zu "Brokeback Mountain" gesagt? Ang Lees ("Der Eissturm", "Tiger and Dragon") Drama spielt mit DER Männerdomäne des Films und dreht sich um die geheime Liebe zwei schwuler Cowboys.
Wyoming 1963. Jack Twist (Jake Gyllenhaal) und Ennis Del Mar (Heath Ledger) sollen den Sommer über die Schafe auf dem "Brokeback Mountain" zusammen hüten. Dabei lernen sich die beiden kennen und lieben und verbringen, trotz familiärer Bunde, jeden Sommer etwas Zeit miteinander zusammen auf dem Brokeback, bis es kommt wie es kommen musste.
"Brokeback Mountain" erfindet das Rad der Liebesgeschichten zwar nicht neu, ist aber aufgrund seiner Schwulenthematik, gerade zu dieser Zeit, besonders interessant. Ang Lees nüchterne und zurückhaltende Regie malt die langsamen Gehversuche dieser neuentdeckten Liebe kongenial in die wunderschönen Landschaften rund um den Brokeback auf die Leinwand, jenseits von Pathos und Kitsch. Für mich persönlich war die erste Stunde des Films dabei fast zu passiv gestaltet, sodass sich emotionale Nähe zu den Cowboys erst später breitmachen wollte, dafür umso intensiver.
Gyllenhaal und Ledger liefern beide Karrierehöchstleistungen ab und zeichnen ein glaubhaftes (schwules) Charakterbild, das sich immerhin über mehr als 20 Jahre erstreckt.
Es ist allein Lee zu verdanken, dass "Brokeback Mountain" nicht zum Fingerzeig für Toleranz, wie wir ihn so oft aus Hollywood vorgesetzt bekommen haben, verkommen ist, sondern zum tragischen Werdegang der einen (nicht zwangsläufig schwulen) Liebe unter den Zwängen einer konservativen Gesellschaft.
Besonders hervorzuheben ist noch Gustavo Santaolallas Soundtrack, für den es auch einen Goldjungen gab. Der Countryangehauchte Score verschmilzt mit Lees bildgewaltiger Naturkulisse wie ich es zuvor nur beim Duo Lynch/Badalamenti in "The Straight Story" so intensiv wahrgenommen habe.
"Brokeback" ist nicht nur Hollywoods "Wort des Jahres", sondern auch ein wunderschön gefühlvolles Drama, fernab jeglicher Tuntenklischées und Herzschmerz. Da hätte selbst der Marlboro-Man feuchte Augen gekriegt.