Sonntag, März 12, 2006

Brokeback Mountain


Man man man, was hätte der Marlboro-Man wohl zu "Brokeback Mountain" gesagt? Ang Lees ("Der Eissturm", "Tiger and Dragon") Drama spielt mit DER Männerdomäne des Films und dreht sich um die geheime Liebe zwei schwuler Cowboys.
Wyoming 1963. Jack Twist (Jake Gyllenhaal) und Ennis Del Mar (Heath Ledger) sollen den Sommer über die Schafe auf dem "Brokeback Mountain" zusammen hüten. Dabei lernen sich die beiden kennen und lieben und verbringen, trotz familiärer Bunde, jeden Sommer etwas Zeit miteinander zusammen auf dem Brokeback, bis es kommt wie es kommen musste.

"Brokeback Mountain" erfindet das Rad der Liebesgeschichten zwar nicht neu, ist aber aufgrund seiner Schwulenthematik, gerade zu dieser Zeit, besonders interessant. Ang Lees nüchterne und zurückhaltende Regie malt die langsamen Gehversuche dieser neuentdeckten Liebe kongenial in die wunderschönen Landschaften rund um den Brokeback auf die Leinwand, jenseits von Pathos und Kitsch. Für mich persönlich war die erste Stunde des Films dabei fast zu passiv gestaltet, sodass sich emotionale Nähe zu den Cowboys erst später breitmachen wollte, dafür umso intensiver.
Gyllenhaal und Ledger liefern beide Karrierehöchstleistungen ab und zeichnen ein glaubhaftes (schwules) Charakterbild, das sich immerhin über mehr als 20 Jahre erstreckt.
Es ist allein Lee zu verdanken, dass "Brokeback Mountain" nicht zum Fingerzeig für Toleranz, wie wir ihn so oft aus Hollywood vorgesetzt bekommen haben, verkommen ist, sondern zum tragischen Werdegang der einen (nicht zwangsläufig schwulen) Liebe unter den Zwängen einer konservativen Gesellschaft.
Besonders hervorzuheben ist noch Gustavo Santaolallas Soundtrack, für den es auch einen Goldjungen gab. Der Countryangehauchte Score verschmilzt mit Lees bildgewaltiger Naturkulisse wie ich es zuvor nur beim Duo Lynch/Badalamenti in "The Straight Story" so intensiv wahrgenommen habe.

"Brokeback" ist nicht nur Hollywoods "Wort des Jahres", sondern auch ein wunderschön gefühlvolles Drama, fernab jeglicher Tuntenklischées und Herzschmerz. Da hätte selbst der Marlboro-Man feuchte Augen gekriegt.

Freitag, März 03, 2006

The New World



Traumhaft. Terrence Malick hat es nach dem von mir sehr geliebten "The Thin Red Line" wieder mal geschafft mich erneut verzaubern. "The New World" ist dabei recht ähnlich aufgebaut: Traumhaft schöne Kulissen und Naturaufnahmen im Weitwinkelobjektiv eingefangen, gepaart mit poetischen Monologen und einzigartigen Bild/Ton-Kompositionen.
Obwohl es fast ausreichen würde sich dieser einzigartigen Harmonie die vollen 135min hinzugeben, erzählt der Film auch eine mitreissende Geschichte und zwar keine unbekannte. Malick hatte sein Skript, eine Aufbereitung der "Pocahontas" Geschichte, obwohl der Name zu keinem Zeitpunkt fällt, zu seinem Film seit den 70ern in der Schublade, und hat es nun endlich geschafft es auf Zelluloid zu bannen.

Collin Farell und Neuentdeckung Q'Orianka Kilcher beschränken sich, natürlich auch anfangs wegen mangelnder Sprachkenntnisse, wohltuend auf Mimik und Gestik und verzichten auf schwulstige Dialoge, die den ruhigen Erzählfluss massiv gestört hätten. Vor allem Kilcher mimt die unschuldige und naive Indianerprinzessin mit bemerkenswerter Hingabe und Passion. Beide harmonieren perfekt vor der Kamera und ihre zarten Anbandlungen sind ein wahrer Augenschmaus. Der gute Nebencast um Christopher Plummer und dem immer sympathischen Christian Bale sei an dieser Stelle auch noch genannt.
Untermalt werden die Bilder der neue Welt mit Klassikstücken von Wagner und Mozart und James Horners verträumtem Score. Ein Mix, der in jeder Szene wie die Faust auf's Auge passt und Malicks Bildgewalt erst die Magie einhaucht. Das anfangs angesprochene Voiceover der beiden Protagonisten mag zwar manchmal etwas aufgesetzt klingen, fügt sich aber nahtlos in den Grundtenor des Films ein.
"The New World" ist eine Ode an die Natur, an ihre Unschuld und eine Liebeserklärung der kitschfreien Art. Ein wahres Gedicht von einem Film.

Mittwoch, März 01, 2006

Syriana


"Syriana - Macht des Ölkartells" wäre wohl ein mehr oder weniger passender Untertitel für Stephen Gaghans, dem Autoren von "Traffic", Film gewesen.
Der Film ist schnitt- und kameratechnisch sehr ähnlich zu "Traffic", und hat ebenso mehrere verwobene Handlungsstränge, die zum Ende hin zusammengeführt werden:
Zum einen den des CIA-Agenten Bob Barnes (George Clooney), der den wahrscheinlich zukünftigen Emir Prinz Nasir ausschalten soll. Auf der anderen Seite Wirtschaftsfachmann und neuer Berater des Prinzen, der zwischen die Fronten gerät, gespielt von Matt Damon. Desweiteren der idealistische Anwalt Bennett Holiday (Jeffrey Wright), der die Fusion zweier Ölkonzerne überprüfen soll und last but not least den Weg eines einfachen Pakistani zum Gotteskrieger.

Das Ganze klingt auf dem Papier schon recht komplex und gequetscht in 128 Minuten ist es das noch sehr viel mehr. Hier liegt nämlich auch der Schwachpunkt von "Syriana". Die sehr facettenreiche Geschichte, die die vollste Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert, ist zu komplex für die verhältnismässig geringe Laufzeit. Die Charaktere bleiben auf der Strecke und es lässt sich nur sehr schwer eine emotionale Bindung zu den Betroffenen aufbauen, die in dem angeprangerten oberflächlichen und kühlen Bild des Ölgeschäfts nötig gewesen wäre, v.a im Gotteskriegerpart.
Trotzdem ist der Plot streckenweise höllisch spannend und äusserst Interessant, auch wenn etwas weniger Verschachtelungen in diesem Fall mehr gewesen wären. Die Vorlage zum Film lieferte Ex CIA-Agent Robert Baers Bestseller "See no Evil", den die U.S. Regierung zunächst verbieten wollte, dieses aber nicht geschafft hat.
Der Cast brilliert in der 'Verfilmung' geschloßen, allen voran Sympathieträger George Clooney, der für die Rolle 20 Kilo zugenommen hat (wieso?), doch ist die Auszeichnung mit dem Golden Globe und die Oscar Favouritenrolle etwas zuviel des Guten.

"Syriana" ist ein mutiger und toll geschriebener Film, der keine plumpe USA Diffarmierung betreibt, sondern mit intelligenter Story und guten Darsterllern (und leider dazu blassen Charakteren) seine Nachricht trotzdem an Mann und Frau zu bringen weiss.