Freitag, September 22, 2006

Das Parfum


Was wurden nicht schon alles für Namen in Verbindung mit dem Projekt gebracht: Ridley Scott, Tim Burton, Martin Scorsese und nicht zuletzt der Meister persönlich Stanley Kubrick. Nach gut 10 Jahren sind die Rechte letzten Endes dann beim deutschen Duo Tykwer/Eichinger gelandet, was gut und widerum nicht so gut ist.

Das Problem war allen sofort klar. Wie soll man Patrick Süskinds weltbekannte Vorlage, sein flüchtiges Reich der Gerüche, so intensiv wie im Roman beschrieben auf Zelluloid bannen? Das deutsche Regieaushängeschild Tom Tykwer hat sich dieser Aufgabe angenommen und hat erstaunliches bewerkstelligt. Eine pompöse Ausstattung, wunderbar dreckige Sets (Paris) und von den Kostümen bis zur Maske stimmte alles bis ins kleinste Detail. Da kann man nur sagen: Danke Bernd Eichinger, für das viele Geld.
Die Grundlagen stimmten also, und zusammen mit Tykwers exzellenter Kamera und visuellen Spielereien bekommt der Zuschauer eine erste angenehme Note des Duftreichs zugefächert.
Verstärkt wird dies' noch durch den durchweg exzellenten Cast des Films. Neuentdeckung Ben Wishaw als Monster Grenouille, Dustin Hoffman und vor allem Alan Rickman reihen sich nahtlos an die superben ersten zwei Drittel der Spielzeit ein.

Dann fällt der Film leider ziemlich ab, und der unangenehme Geruch des Geldes und der Gier macht sich breit. Da kann man wieder nur sagen: Danke Bernd Eichinger, für das Reinpfuschen in Künstlerhände. Ab Grenouilles Ankunft in Grasse und den eigentlichen Beginn seiner Mordserie verkommt der Film zum nichtssagend austauschbaren Thriller und die Magie, der wohlige Duft des vorher gesehen droht zu verfliegen. Der Film verlässt seine nüchtern, fast chronologische Erzählweise, der Erzähler aus dem Off gibt keinen Laut mehr von sich und man muss zusehen wie Eichinger zugunsten eines Effekthaschenden Thrillerteils für die Massen den Stil des Films um 180° dreht und das Projekt fast zum Scheitern bringt...wäre da nicht das grande finale auf dem Marktplatz von Grasse.
Hier fährt Tykwer nochmal alle Geschütze auf und ein audiovisueller Rausch überflügelt alles Gesehene wie das Parfum den Pöbel, großartig, großartig!

Der Vergleich zur Vorlage des Parfums ist etwas unfair, aber legitim. Die Abweichungen und Kürzungen sind sinnvoll und bis auf ein paar Ausnahmen zu verschmerzen und so hat sich Meister Kubrick wohl doch zumindest einmal geirrt, der das Buch für unverfilmbar hielt (auch wenn ich persönlich seine Version noch lieber gesehen hätte).
Das Parfum ist mit Abstrichen im letzten Drittel ein Erfolg und Genuss auf ganzer Ebene für das deutsche Kino und für den Zuschauer geworden.
Das flüchtige Reich der Gerüche hat jedenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Freitag, September 01, 2006

Lady in the Water


Es war einmal ein Inder namens M. Night Shyamalan, der drehte immer heißdiskutierte Filme.
Sein neuestes Werk bildet da keine Ausnahme und spaltet die Lager wie kein anderes.

Nüchtern betrachtet ist "Lady in the Water" ein normaler Märchenfilm. Für seine Töchter als Bedtime-Story von Shyamalan geschrieben, hat sie den Weg über mehrere Studios schießlich auf die Leinwand gefunden.
Die "Story" (Bryce Dallas Howard) stammt allerdings aus so einer Gutenacht-Geschichte und probiert nun in ihre Welt, mit Hilfe des introvertierten Hausmeisters Cleveland Heep (Paul Giamatti) und einem Dutzend liebenswürdiger Mieter, zurückzukehren.

Shyamalan, der hier zum fünften Mal als Autor und Regisseur fungiert, verzichtet glücklicherweise diesmal auf einen seiner berühmten Plottwists, beweist aber ein ums andere Mal, zusammen mit Christopher Doyle, sein Geschick für schön fotografierte Aufnahmen. "Lady in the Water" besticht durch seine sehr ruhige Inszenierung und Erzähfluss, wunderschön untermalt von James Newton Howards Score.
Shyamalan lässt viel Zeit für Charakterentwicklung, und hat an einer Stelle dabei leider etwas übertrieben: bei sich selbst. Bekannt für seine Cameos fällt Shyamalans Part in "Lady" weitaus größer aus als gewohnt und der findige Inder nimmt es sich nicht heraus seinem Charakter, einem Schriftsteller, eine übergeordnet tragische Rolle zu verleihen. Nötig war dies' sicherlich nicht, und so hinterlässt dieser Aspekt einen etwas fahlen Beigeschmack.

Trotzdem ist sein Drehbuch zwar nicht vor der ein oder anderen Unzulänglichkeit gefeilt, beweist aber gleichermaßen Witz, Cleverness und ein interessantes Spiel mit verschiedenen Aspekten des Genres, wie jeder Filmkritiker unweigerlich zugeben werden muss.

"Lady in the Water" ist zwar nicht Shyamalans bester Film und zum Einschlafen nicht wirklich geeignet, aber ein erfrischender Wechsel zu seinen suspense-lastigen Vorgängern und ein wunderbares Märchen. Gute Nacht.