Donnerstag, März 15, 2007

Tetsuo


Ein japanischer Geschäftsmann überfährt mit dem Auto einen Jogger, der sich kurze Zeit vorher einen Metallstab in den Oberschenkel implementiert hat.
Soviel lässt sich zweifelsfrei zum Inhalt von Shinya Tsukamotos "Tetsuo - The Iron Man" sagen, die darauffolgenden verbleibenden 65 Minuten sind ein surrealer Trip der seinesgleichen sucht. Der Geschäftsmann durchläuft eine bizarre Metamorphose zum Iron Man um letzten Endes dem überfahrenen Jogger in einem Anime nicht unähnlichen Kampf erneut zu begegnen.

Tetsuo erschlägt den Zuschauer mit einer brutal grotesken, surrealen Flut an Bildern und Metaphern die jeden einzelnen Frame des Films fast zum explodieren bringen. Dazu der im Sekundentakt hämmernde Elektroscore von Chu Ishikawa, der die Maschinenwelt von Tetsuo untermalt. Eine perfekte Synthese, wie sie nicht zuletzt auch in der Conclusio des Films wiederzufinden ist.

Es wäre leicht zu sagen Tetsuo ist ein weiterer Beitrag zum bekannten Sujet der Industrialisierung und die Abhängigkeit des Menschen von ihr, finden sich im Film doch zahlreiche weitere Interpreationsansätze wie z.B. die der Entfremdung des Menschen, der Lebenszyklus, soziale Missstände, USA-Kritik und selbst ein Kindheitstrauma.
Fakt ist allerdings, dass der Metallfetischismus, nicht zuletzt in Form durch den überfahrenen Jogger, im Vordergrund steht. Die Kamera leckt förmlich über die metallenen Gegenstände und der berühmte Metallbohrpenis bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung. Tsukamotos Horrorvision der Brave New World ist ein verstörender Technoalptraum, dessen undurchdringbares metallenes Geflecht gerade den Reiz ausmacht und Ende der 80er Jahre nicht passender hätte erscheinen können.

Bei Betrachtung des Films drängten sich mir vor allem 2 Namen auf, gerade im Hinblick auf Themen wie der Metamorphose und "industriellen Surrealismus": David Cronenbergs "Videodrome" und David Lynchs "Eraserhead"und vor beiden brauch sich Shinya Tsukamotos "Tetsuo" nicht im geringsten zu verstecken.