Me and you and everyone we know
800.000 Dollar reichten Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin Miranda July, um diese kleine Filmperle auf die Beine zu stellen. Der Plot von "Ich und du und alle, die wir kennen" ist reine Nebensache und auch schnell erzählt. Seniorentaxifahrerin und zeitgenössische Künstlerin Christine (Miranda July) verliebt sich in den teilzeit-alleinerziehenden Vater und Schuhverkäufer Richard (John Hawkes), der zunächst nichts von ihr wissen möchte. Und als wäre das nicht schon genug, treibt auch der Nachwuchs von Richard, seine 14 und 7 Jahre alten Söhne, sein Unwesen in Internet-Datingchats und im heimischen Schlafzimmer. "Ich und Du" enthält eine ganze Palette an skurillen Charakteren, keine Stereotypen, die die lapidare Story erfrischen und einzigartig machen.
Der Film hat sich zum Hauptthema die einfachen Leute der Vorstadt und ihre Schwierigkeiten im digitalen Zeitalter Kontakte zu knüpfen gemacht (und soviel mehr!). Ein wahres Sammelsurium an liebenswerten Ideen, bei denen man Julys Wurzeln in der (zeitgenössischen) Kunst ausmachen kann und trotzdem sind Kamera und Schnitt auf höchstem Niveau.
Eine herrlich melancholische Grundstimmung, untermalt von einem fantastischen Score von "Donnie Darko" Komponist Michael Andrews, und tolle Dialoge fernab vom 08/15 Liebesfilmgeschwafel, zeichnen "Ich und Du" besonders aus.
Das Ganze wird immer wieder durch aberwitzige Situationskomik aufgelockert, und der Zuschauer kann selbst während der viel zu kurzen 91 Minuten Laufzeit eine gewisse Nähe und Verbundenheit mit den Personen aufbauen.
"Ich und du, und alle die wir kennen" ist zurecht mit Preisen und Auszeichnungen überschüttet worden. Ein Film, der von seinen unzähligen Details und liebenswerten Charakteren lebt und über den man soviel schreiben könnte, man ihn aber gesehen haben sollte, nein muss, um den herzerwärmenden und einzigartigen Zauber einfangen zu können. Denn eins hat man auf jeden Fall danach gelernt: Mit Einsen und Nullen geht das nicht.