Sonntag, November 27, 2005

Serien, Serien, Serien

Was macht man an langweiligen Sonntagnachmittagen oder wenn man sich Abends noch was Gutes gönnen möchte, aber keine Lust mehr hat einen ganzen Film zu gucken? Genau, man guckt eine gute Serie! Und da ich relativ viele davon in letzter Zeit gucke, wird es mal Zeit ein kleines Resumé zu ziehen.


Nip/Tuck



"A perfect soul, a perfect mind, a perfect face...a perfect lie"

Nip/Tuck dreht sich um die Schönheitschirurgen Christian Troy und Sean McNamara im sonnigen Miami, ihre Arbeit, ihre Familien, ihre Lügen..ihren Alltag.

Ich habe bis jetzt die ersten 2 Staffeln sehen dürfen und bin hin und weg. Für meine Begriffe ist Nip/Tuck DIE perfekte Dramaserie. Was hier aufgefahren wird ist schlichtweg der Wahnsinn. Seien es die teilweise sehr kuriosen (aber oft authentischen) Patienten oder die Schauspielerei zum Hang zum Overacting. Eben diese kleinen Makel(!), machen Nip/Tuck so einzigartig gut. Die Musikauswahl ist superb und immer stimmig.
Nach der genialen 1. Staffel hatte ich nichtmehr an eine Steigerung gedacht, doch die Macher haben sich nochmals übertroffen und eine Season abgeliefert, die sich gewaschen hat.
DieEpisodenzahl von jew. 13 und 16 Folgen verhelfen Nip/Tuck auch dazu, das hohe Niveau die ganze Staffel über zu halten, was leider nicht jeder Serie gelingt. Anschaubefehl!

Die sympathischen Chirurgen gehen in den USA bereits in die 3. Runde. Ob ich auf eine deutsche Ausstrahlung warten kann ist fraglich.


Desperate Housewives



"Übler Sex and the City-Klon". Das habe ich nach den ersten Infos und Trailern gedacht, und wollte mir die Serie keine Folge lang antun. Zum Glück hatte ich aber etwas später erfahren, dass dem wohl doch nicht ist, und mir den Piloten angeschaut. Zum Glück! Denn sonst hätte ich wohl eine der intelligentesten und witzigsten Serien in letzter Zeit verpasst.


Desperate Housewives spielt in einer typisch amerikanischen Vorstadt. Perfekt gepflegte grüne Wiesen, ein weisser Palisadenzaun und getrimmte Hecken. Doch hinter dieser perfekten Fassade verstecken sich dunkle Geheimnisse, die hier nach und nach ans Licht kommen.


Wo die erste Hälfte der Staffel noch zum reinen Vergnügen und Vorstellung der Charaktere diente, wurde der Comedyaspekt in der zweiten Hälfte merklich runtergeschraubt und der Fokus auf die dunklen Geheimnisse in der Wisteria Lane gelegt. Anfangs machte sich deswegen eine kleine Enttäuschung bei mir breit, da ich wirklich oft in schallendes Gelächter vor dem Fernseher ausgebrochen war, aber nach und nach ist man so vertieft in die Geschichte, dass man garnichtmehr genug davon bekommen kann. Lustige Szenen bleiben natürlich aber nie ganz aus.

So konnte ich nach dieser sehr sehr guten ersten Staffel nicht länger warten (Cliffhanger sei d
ank) und gucke mir die Hausfrauen nun im O-Ton weiter an. Besser ist's! Und die 2. Staffel macht auch einen guten Eindruck (nach den ersten 2 Episoden) :P


Lost



Zeitgleich mit den Hausfrauen ist diese Mysteryserie aus den USA auf Pro7 angelaufen. Es geht um 48 Überlebende eines Flugzeugabsturzes, die auf einer scheinbar einsamen Insel irgendwo im Pazifik landen. Dass sie doch nicht so einsam ist wie gedacht, wird allen sehr schnell klar.

"Lost" ist ein Phänomen. Selten konnte bei einer Serie so mitgefiebert und vor allem mitgerätselt werden. Die aufgebaute Spannung ist schier unerträglich und man möchte am liebsten alle 25 Folgen am Stück sehen.
Doch auch "Lost" ist nicht vor temporären Hängern verschont geblieben. So flacht die Serie nach dem fulminanten Auftakt in der Mitte der 1. Staffel etwas ab. Es werden immer 3mal mehr Fragen gestellt als beantwortet (was sich nicht wirklich ändert) und irgendwie plätschert die

Geschichte vor sich hin. Ab Folge 18 jedoch kriegt "Lost" die Kurve und kann mit einer Highlightfolge nach der anderen bis zum bitteren Cliffhanger am Ende der Season auftrumpfen.

Klar, dass da sofort die zweite Staffel im O-Ton nachgeschoben werden musste, und diese erweist sich nach den ersten 8 Folgen als mindestens ebenbürtig zur Ersten. Die Charaktere werden immer komplexer, hintergründiger und interessanter und die Geschichte nimmt immer mehr Form an. Hier waren echte Profischreiberlinge am Werk! Ich freue mich auf's Weiterschauen.

The O.C.



Durch Zufall bin ich beim Piloten von The O.C. (alias O.C. California) auf Pro 7 hängengeblieben und war ganz angetan von diesem. Eine Teenieserie um einen 16jährigen Jungen aus dem Ghetto, der von reichen Orange County Eltern adoptiert wird. Interessante Charaktere, eine verdammt coole Location, das könnte vielleicht was werden. Begeisterung brach dann auch nach ein paar Folgen nicht aus, doch als nette Serie für den Mittwochabend taugte die Serie allemal.

Doch ab der Staffelmitte zog The O.C. merklich an. Die Serie wurde immer besser und gipfelte im furiosen Staffelfinale, wirklich gut! Und genauso gut ging es auch in Staffel 2 direkt weiter.
Eine kontinuierliche Steigerung bis zur genialen "Regen" Folge (Nr. 14). Leider hat The O.C. seitdem merklich nachgelassen und so hoffe ich, dass die letzten 4 Folgen der 2. Staffel das momentane Tief noch rumreissen können. Hier wären weniger Folgen á la Nip/Tuck vielleicht besser gewesen.

Trotzdem: Eine tolle Serie, die vor allem nicht in irgendwelche Dawson's Creek Schmonzetten-Klischées ausartet, sondern genau diese Teenieserien gekonnt parodiert, und dabei selber nie den Ursprung ausser Acht lässt.


The Shield



Wow wow wow! Was für ein Knaller! The Shield ist DIE Copserie überhaupt. Knüppelhart, ultracool und verdammt unterhaltsam.
Alles dreht sich um L.A.P.D. Polizist Vic Mackey, die personifizierte Coolness, und sein Strike Team, das die Strassen von L.A. von Drogen und Gesocks befreien soll. Die Methoden die sie dabei anwenden bewegen sich immer an der Grenze zur Illegalität, und als wenn das nicht schon genug wäre, schneidet sich das Strike Team gerne auch noch ein Stück vom Drogenkuchen ab. Konflikte vorprogrammiert.

Ausgestrahlt im Vollbildformat 4:3, Wackelkamera und diversen Kamerakniffen vermittelt "The Shield" einen gewissen Dokutouch, der das gesamte Szenario noch realistischer wirken lässt. So realistisch, dass das echte L.A.P.D. Verbote verhängt hat, Originalmarken und -logos für die Serie zu verwenden.
Unterlegt mit passender Latino- und Rockmusik nacht es eine riesen Freude
Vic Mackey und Co. bei der Arbeit zuzusehen. Man langweilt sich nicht eine einzige Sekunde, die rund 42 Minuten pro Folge vergehen wie im Flug. Die ebenso knackige Anzahl an Episoden pro Staffel (13-15) lässt ein unglaublich hohes Niveau über die gesamte Lauflänge zu.
Ich habe die ersten beiden Staffeln regelrecht verschlungen, Staffel 3 im Regal stehen und Staffel 4 bereits vorbestellt.
The Shield ist für mich die beste Copserie aller Zeiten und eine der besten Serien, die die Fernsehlandschaft in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Anschauen!

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So, was bleibt nun zu sagen? Natürlich würde ich hier über keine Serie schreiben, die mir nicht gefällt, denn dann komme ich erst garnicht über die ersten 3-4 Episoden hinaus. Trotzdem existiert natürlich ein gewisses Ranking unter den Serien und man fiebert der nächsten Season einer bestimmten Serie vielleicht mehr entgegen als bei manch' anderer.

Für Nachschub ist auch schon gesorgt: "Die Sopranos" sowies "Six Feet Under" von HBO sind fest eingeplant und werden sobald es der Geldbeutel zulässt sofort bestellt :)

Advent, Advent...

Das 1. Lichtlein brennt! Ich wünsche allen einen schönen und ruhigen Start in die schönste Zeit des Jahres!

Sonntag, November 20, 2005

Bin-jip (3-Iron)


"We are all empty houses, waiting for someone to open the lock and set us free. One day, my wish comes true. A man arrives like a ghost and takes me away form my confinement. And I follow, without doubts, without reserve. Until I find my new destiny."


So spricht der koreanische Regisseur und Drehbuchautor Kim Ki-duk über sein Werk. Man merkt wohl sofort, ohne den Film gesehen haben zu müssen, wieviel Metaphorik in diesem stecken muss. Und so ist es auch.

Bin-jip erzählt die Geschichte von Tae-suk, einem wortkargen jungen Mann, der in fremde Häuser einsteigt ohne jedoch etwas zu entwenden oder Unheil anzurichten. Im Gegenteil, er kümmert sich um das Haus, füllt es mit Wärme, repariert kaputte Gegenstände, giesst die Pflanzen und erledigt die Wäsche.
Eines Tages wird er jedoch von der bezaubernden Sun-hwa ertappt und ergreift die Flucht, jedoch nicht ohne vorher einen Einblick in deren verkorkste Ehe zu gewinnen. Er verliebt sich sofort in die ebenso stille Sun-hwa und befreit diese aus den Fängen ihres groben Ehemanns. Gemeinsam ziehen sie nun um die Häuser, jedoch nicht ohne Folgen...

Kim Ki-duk hat (mir) mit Bin-jip mal wieder bewiesen, was für ein begnadeter Filmemacher er doch ist. Seine Filme bestechen durch eine einzigartige warme und melancholische Atmosphäre. Handwerklich exzellent beweist er in jeder Szene, dass es keine vielen Worte braucht um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, denn ein Bild sagt ja bekanntermaßen mehr als 1000 Worte. Wörter sind in Bin-jip nämlich in der Tat kaum zu finden, beschränken sich die 2 Protagonisten doch auf die wohl 3 wichtigsten überhaupt während des gesamten Films.

Tae-suks Metamorphose zu Ki-duks angesprochenem "Geist", untermalt mit dem typisch subtilen aber immer passenden und verträumten Soundtrack, erweist sich als Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Vielmehr jedoch rückt Ki-duk Themen wie Reinheit, Geborgenheit und Freiheit in den Mittelpunkt, die auch seine anderen Werke bestimmen.

Die wortkargen Protagonisten erfordern erhöhte Aufmerksamkeit des Zuschauers, was jedoch nie in Mühseligkeiten o.ä. ausartet, was einzig und allein Kim Ki-duk zuzuschreiben ist. Hervorgehoben sei an dieser Stelle Seung-yeon Lee als Tae-suk, der die Rolle des unantastbaren "Geistes" hervorragend verkörpert.

Das 3er Eisen aus dem Golfsport, daher der Alternativtitel des Films, wird laut Kennern am seltensten benutzt und spielt eine zentrale Rolle im Film. Man stelle sich nun diesen Schläger in einer teuren Ledergolftasche vor, der aber nur sehr selten benutzt wird. Dieses Bild zieht laut Ki-Duk Parallelen zu einer verlassenen, einsamen Person oder einem leeren Haus. Nach der 1.Sichtung des Films war ich nicht im Stande dieses Übermaß an Metaphorik zu umfassen, und das ist auch sehr gut so!

Ein wunderschön ruhiger Film, der u.a. auch die verschiedenen Stadien zwischenmenschlicher Beziehungen gekonnt bebildert und zeigt, dass die Wärme und Geborgenheit eines Heimes nicht von seiner luxeriösen Inneneinrichtung ausgeht, sondern von den Menschen mit denen wir es teilen.

Samstag, November 19, 2005

Nobody Knows


Am Anfang und am Ende fährt ein Koffer in der Monorail durch die leuchtenden Vororte Tokios. Der Inhalt ist derselbe, die Umstände und das Ziel leider nicht.

Dazwischen spielt die rührende Geschichte von Nobody Knows um 4 Kinder, die von der Mutter im Stich gelassen werden und schneller erwachsen werden müssen als ihnen lieb ist. Der älteste Sohn, Akira, wird zum Familienoberhaupt ernannt und versucht mit seinen zarten 12 Jahren seine 3 Geschwister beieiander zuhalten und durchzufüttern, was sich natürlich als äusserst problematisch erweist.

Der japanische Regisseur und Drehbuchschreiber Hirokazu Koreeda hat mit seinem Werk Nobody Knows, das auf einer wahren Begebenheit beruht, eine Art Rollentausch geschaffen. Die Mutter der Famile, eigentlich in der Rolle der Ernäherin, ist hier selbst noch ein naives Kind, das nicht die Reife besitzt die Mutterrolle zu übernehmen. Die 2 Mädchen und Jungen hingegen schlüpfen nun in diese Rolle, erziehen sich selbst und müssen die Kindheit ganz schnell hinter sich lassen.

Hervorragend gespielt werden diese neuen Rollen vom Kinderensemble um Yûya Yagira (Akira), der für seine Leistung mit dem "Best Actor Award" in Cannes ausgezeichnet wurde. Als Westeuropäer stellt man sich wohl genau so die japanischen Kinder vor: Plaudern über Totoro und spielen Dragonball Z auf der Konsole. Trotzdem verzichet Koreeda auf irgendwelche Klischees oder sentimentalen Ausbrüche, die bei diesem Thema wohl nur allzu schnell hervortreten könnten.
Der rar gesähte Soundtrack untermalt lediglich stimmungsvoll verspielt die Restbestände der verlorenen Kindheit. Sei es das Herumtollen auf dem Spielplatz oder das Baseballspiel mit den Freunden.

Ähnlich wie in Steven Spielbergs "E.T." wird auch in Nobody Knows eine rein "kindliche" Atmosphäre geschaffen. Die meisten Erwachsenen werden nur vom Schritt abwärts von der Kamera eingefangen und Koreeda konzentriert sich mit viel Liebe zum Detail und aller Ruhe auf kindliche Freuden wie ein kleines Piano, der ersten Maniküre von der Mutter oder quietschende Sandalen. Zeitangaben sucht man vergeblich. Lediglich abgenutzte Stifte, keimende Pflanzen oder wachsendes Haupthaar geben Aufschluss auf die Zeitspanne, in der die 4 kleinen Helden sich selbst überlassen sind. Die Zeit ist ein gutes Stichwort, filmte Koreeda sein Werk doch sehr untypisch chronologisch über fast ein Jahr lang verteilt, was der angesprochenen wahren Begebenheit noch zusätzliche Authenzität verleiht.

Die persönlichen "Magic Moments" für mich sind die Bahnfahrten von Akira durch Tokio. Wie in Miyazakis "Chihiros Reise ins Zauberland" sind sie voll wunderbarer Melancholie und Wärme, und wer dazu bei Takoko Takes "Jewel" keine feuchten Augen kriegt, hat sein Herz wohl schon in den Winterschlaf geschickt.

Nobody Knows ist ein zutiefst bewegendes Drama, das das Erwachsenwerden in all seiner Härte und die Kindheit in all ihrer Schönheit und Unschuld wiederspiegelt, denn die ergreifendsten Geschichten schreibt das Leben eben immernoch selbst.

Donnerstag, November 17, 2005

The Horror...

ist da. Verdammter Gruppenzwang! Versuche mich jetzt auch mal als Blogschreiber.

Wird schon schiefgehen ;)