Sunshine
Bereits nach dem Trailer zu Danny Boyles neuem Film "Sunshine", er wurde mit dem bekannten Lux Aeterna des Kronos Quartet unterlegt, war abzusehen, dass hier dem Zuschauer mal wieder ein aus allen Klassikern zusammengeklauter Patchwork Science Fiction-Film bevorsteht. Dass dem auch so ist und "Sunshine" trotzdem ein mehr als gelungener Genrebeitrag geworden ist, war dann jedoch nicht abzusehen.
Sunshine ist so viel Alien, so viel Solaris, so viel Event Horizon und so viel anders. Boyles Werk entwickelt seine ganz eigene Bildsprache, und was für eine! Ein audiovisueller Hochgenuss erwartet den Zuschauer auf der Ikarus II, die sich auf dem Weg zur sterbenden Sonne befindet, um diese neu zu entfachen. Ein wundervoll schwereloser Score, hypnotische Bilder und eine magisch resignierende Grundstimmung machen "Sunshine" zum Fest für die Sinne und fast schon zur spirituellen Erfahrung.
Wäre Boyle diese Schiene bis zum Ende gefahren, wäre er am Boxoffice völlig eingebrochen, und gleichzeitig vom geneigten Zuschauer als Retter des Science Fiction Genres auserkoren worden.
Der spirituelle Flug der Ikarus II endet nämlich nach den ersten zwei Dritteln jäh und weicht einer abgenutzten Horrorstoryline, die, nur so kann ich es mir erklären, nur aus dramaturgischen Gründen, völlig unnötig, eingefügt wurde. Boyles anfangs angerissene Themen wie der Suche nach dem eigenen Ich oder grenzenlosem Streben des Menschen werden einfach abrupt fallengelassen und müssen dem nichtssagenden Weltallhorrorplot weichen. Dabei hatte Boyle doch vorher alles richtig gemacht. Von den Schauspielern über das Setdesign bis hin zu den Effekten stimmte einfach alles und so schmerzt dieses leider leider sehr veschenkte Potenzial nur noch mehr.
Kurz vor dem totalen Aus wird zum Glück die Notbremse gezogen und so kann das Ende doch noch einigermaßen befriedigen. Sehr ärgerlich dieser Stilbruch, aber trotzdem bleibt "Sunshine" ein sehr sehenswerter Film und ein Hochgenuss für Augen und Ohren.